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Martin Camenisch: Post

Beschreiben Sie in 4-5 Sätzen Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit und was Sie daran besonders schätzen.
Als Leiter des Bereichs Personalmanagement der Schweizerischen Post bin ich insgesamt verantwortlich für die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden der Post. Dabei geht es um Gesamtarbeitsverträge, Anstellungsbedingungen, Lohn, Sozialversicherungen, soziale Sicherheit, aber auch um die Förderung von Gesundheit, den Umgang mit Krankheit und Unfall, mit Stellenverlust und mit privaten Problemen. Ebenso zu meinen Aufgaben gehören Verhandlungen mit unseren Sozialpartnern und die direkte Betreuung wesentlicher Einheiten der Post in ihren personellen Bedürfnissen. Ich schätze an meiner Arbeit die thematische Vielfalt ebenso wie die Herausforderung, für eine grosse Anzahl von Akteuren gute Lösungen zu erarbeiten.

Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Beruf gekommen?
Ich habe schon während des Studiums in Teilzeitpensen gearbeitet – dies immer im Bereich des Personalwesens oder der Unternehmenskommunikation. Von dort aus hat dann das eine zum anderen geführt. Einige Weiterbildungen waren auch dabei, aber das Wesentliche habe ich immer „on-the-job“ gelernt.

Welche Fächerkombination haben Sie an welcher Uni studiert?
Englische Sprachwissenschaft, Politikwissenschaft und englische Literatur an der Universität Bern.

Was hat Sie zu einem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften bewogen?
Literatur habe ich gewählt, weil ich als Gymnasiast ein Intellektueller sein wollte. Sprachwissenschaft, weil ich das Fachgebiet im Grundstudium kennenlernte und unglaublich spannend fand.

Was ist das Wichtigste, das Sie aus Ihrem Studium für Ihre berufliche Tätigkeit mitgenommen haben?
Die wesentlichste Erfahrung, die mir das Studium mitgegeben hat, ist das kritische Hinterfragen von Autoritäten und Studien, die so oft in der Geschäftswelt als Grundlage für Entscheide herangezogen werden. Wer gute Lehrer und Professoren hat, lernt, anderer Leute Theorien und Erkenntnisse in Frage zu stellen, auch wenn sie mit noch so vielen Fussnoten und beeindruckenden Zahlen daherkommen.

Welche Tipps geben Sie angehenden Studierenden der Sprach- und Literaturwissenschaft mit auf den Weg?
Für all jene, die nicht Lehrer oder Professorin werden wollen, ist die Sprach- und Literaturwissenschaft keine Berufsbildung. Sie gibt einem aber die Fähigkeit mit, komplexe Fragestellungen anzugehen und – wie bereits erwähnt – Autoritäten zu hinterfragen. Parallel dazu sollte man sich im Berufsfeld, für das man sich interessiert, direkte Berufserfahrung suchen. Sei dies durch Praktika oder eben Teilzeitjobs. UND: Man sollte sich nicht von Betriebswirten und Juristen beeindrucken lassen. Deren Studium ist in vielerlei Hinsicht auch nicht direkt in der Praxis umsetzbar, da auch sie eine wissenschaftliche Herangehensweise lernen und nicht eine Berufsschule machen. Letztlich lernt man an der Uni vor allem Methode – und das gilt für alle.

Juli 2018

Martin Camenisch hat an der Universität Bern englische Sprachwissenschaft, Politikwissenschaft und englische Literatur studiert. Heute ist er Leiter des Bereichs Personalmanagement der Schweizerischen Post.